Tiermedizinische Geriatrie
Beginnt in der Regel eine neue Phase des Zusammenlebens mit unseren vierbeinigen Freunden. Vieles wird leichter, manches schwerer.
Auch in diesen Zeiten stehen wir Ihnen bei um die Gesundheit Ihres Tieres zu schützen und ,im schlimmsten Fall, chronische Leiden zu lindern.
In den letzten 30 Jahren hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung unserer Hunde verdoppelt und die unserer Katzen sogar nahezu verdreifacht. Allerdings ist Alter selber keine Krankheit, es erhöht dennoch die Gefahr für gewisse Erkankungen. Dies ist normal und braucht uns nicht in Angst zu versetzen. Und das Gute ist: Wir können selber viel dazu beitragen um unseren Lieblingen diesen Lebensabschnitt so angenehm wie möglich zu gestalten und bis ins hohe Alter fit zu bleiben.
Die, die uns ein Leben lang treu begleitet haben, haben im Alter unsere besondere Fürsorge verdient
Um Ihnen die Ängste vor dem Älterwerden Ihres treuen Begleiters zu nehmen finden Sie nachfolgend eine kurze Übersicht der typischen Beschwerden und wie Sie sie erkennen können.
Erkrankungen der Drüsen
Die häufigsten Erkrankungen betreffen hier die Schilddrüse und die Bauchspeicheldrüse.
Schilddrüsenüberfunktion (SDÜ) der Katze:
Man könnte flapsig formulieren das die Schilddrüse das Gaspedal im Körper ist. Eine Überfunktion sorgt für zu viel Schilddrüsenhormon (T4) im Körper. Sie dürfen sich also ein Auto vorstellen das ständig mit 10.000 Umdrehungen läuft. Und dies passiert gerade mit dem Körper Ihrer Katze. Typische Symptome sind eine ungehemmte Fresslust bei gleichzeitigem Gewichtsverlust. Häufig bemerken Sie auch, das sie häufiger den Trinknapf auffüllen müssen oder das Katzenklo reinigen müssen. Äußerlich sichtbar ist bisweilen das struppige glanzlose Fell Ihrer Katze. Und auch das neuerlich immer grantigere Wesen muss nicht zwangsläufig auf Altersstarsinn hindeuten, sondern kann auch ein Symptom dieser Erkrankung sein.
Langfristig gesehen führt diese Erkrankung zu einem enormen "Verschleiß" an den inneren Organen. Allen voran leider das Herz mit einem häufig deutlich erhöhtem Blutdruck.
Glücklicherweise kann die SDÜ schnell und unkompliziert direkt in der Praxis mittels einer Blutanalyse festgestellt werden.
Die Therapie erfolgt in der Regel über eine tägliche und lebenslange Medikamentengabe.
Schilddrüsenunterfunktion (SDU) des Hundes:
Wie der Name es vermuten lässt, haben wir hier, im Gegensatz zu der SDÜ der Katze zu wenig Hormon im Körper. Die Anzeichen bei Ihrem Hund, als auch die spätere Diagnose sind allerdings deutlich komplizierter. Salopp gesagt ist die Schilddrüse ein grandioser Schauspieler und kann uns viele andere Erkrankungen vorgaukeln.
Die ersten Symptome sind meistens sehr vage. Sie sehen möglicherweise etwas Fellverlust, Ihr Hund könnte ruhiger wirken. Sowohl Appetitlosigkeit als auch gesteigerte Fresslust (beide in der Regel gepaart mit Gewichtszunahme) können auftreten. Ab und an sehen Sie auch Verhaltensveränderungen bei Ihrem Hund. Dinge, die er schon immer kannte, machen ihm plötzlich Angst. Er kann auch aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen oder Menschen zeigen.Bei Hündinnen sehen wir auch ab und zu unregelmäßige Läufigkeiten und wiederkehrende Scheinträchtigkeiten.
Wie bereits angesprochen ist die Diagnostik bei einem Verdacht auf diese Erkrankung deutlich aufwendiger als Beispielsweise bei der Katze. Man bezieht die Vorgeschichte, die Symptome und die Ergebnisse der Blutuntersuchung mit in die Diagnose ein.
Wichtig (und leider immer wieder anders gesehen in der Praxis): Eine alleinige Bestimmung des Schilddrüsenhormons reicht bei weitem nicht aus für eine fundierte Diagnose! Dieser Wert taugt lediglich als sogenannter Screening-Test. Sollten hierbei Abweichungen festgestellt werden muss immer ein komplettes Schilddrüsenprofil folgen. Denn es gibt leider eine Vielzahl an Erkrankungen und auch normalen Tagesschwankungen die einen zu niedrigen T4-Wert verursachen können. Hierbei werden dann noch eine Anzahl "Nebenhormone" bestimmt. Erst wenn in diesen weiteren Schritten alles "stimmig" ist kann von einer wirklichen SDU sprechen.
Diabetes Mellitus (DM) bei der Katze
Unter einem Diabetes versteht man eine unzureichende Produktion des Hormons Insulin in der Bauchspeicheldrüse Ihrer Katze. Insulin ist nötig um die über die Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate verarbeiten zu können. Eine Unterversorgung äußert sich in einer deutlichen Steigerung des Blutzuckerspiegels. Bei Katzen geht es meistens um eine "Ermüdung" der sogenannten Beta-Zellen. Diese sind nicht mehr ausreichend in der Lage um das lebensnotwendige Hormon zu produzieren. Sie können sich dies vorstellen wie einen Marathonläufer am Ende seiner Strecke. Nur waren die Kilometer hier eine übermäßige Versorgung mit Kohlenhydraten, mangelnde Bewegung und Übergewicht. Hiermit haben wir auch direkt die größten Risikofaktoren für Ihre Katze benannt. Die gute Nachricht lautet dann allerdings: In vielen Fällen ist Diabetes bei Katzen umkehrbar. Man muss "dem Marathonläufer" (sprich der Bauchspeicheldrüse) nur Zeit genug geben um sich wieder zu erholen. Dies passiert in der Regel durch ernährungstechnische Maßnahmen und eine angepasste Insulintherapie.
Erste Symptome ihrer Katze sind häufig ein vermehrtes Trinkverhalten und damit einhergehend ein vermehrter Harnabsatz. Ähnlich wie bei der SDÜ sehen wir hier auch zu Beginn gesteigerten Appetit bei gleichzeitigem Abmagern. Da ein unbehandelter Diabetes häufig zu Nervenschädigungen führen kann, sehen wir bisweilen im fortgeschrittenen Stadium Sprungschwierigkeiten und eine Durchtrittigkeit der Hintergliedmaße.
Diagnostiziert wird Diabetes über eine Blutuntersuchung. Wichtig ist hierbei nicht alleine die Bestimmung des Blutzuckers, sondern auch des Fruktosamin. Dieser gibt Auskunft über den Blutzuckerspiegel der letzten 2-3 Wochen. Wichtig ist hier die Unterscheidung zu einer SDÜ, da sich die Symptome sehr ähneln.
Die Therapie besteht wie angesprochen aus einer Ernährungsumstellung und einer individuell abgestimmten Insulintherapie. In vielen Fällen sind noch weitere therapeutische Maßnahmen bezüglich der Maulhöhle oder der Blase notwendig, da wir häufig Sekundärinfektionen sehen, die eine vernünftige Einstellung stark erschweren.
Diabetes Mellitus beim Hund
Die Symptome des Hundes ähneln sehr der der Katze. Allerdings liegt bei Hunden leider meist ein sogenannter Typ-I Diabetes vor. Hier ermüden die Insulinproduzierenden Zellen nicht nur, sondern werden dauerhaft zerstört. Diese Form ist, anders als bei vielen Katzen, leider nicht reversibel, so das meist eine lebenslange Therapie notwendig ist.Seltener kommen verschiedene Formen des sekundären Diabetes vor. Hier verursacht eine andere Grunderkrankung (zB Bauchspeicheldrüsenentzündung, Nebennierenüberfunktion, SDU) den Diabetes. Wichtig ist hier die Diagnose dieser anderen Erkrankungen für die Einstellung des Patienten.
Nierenerkrankungen
Dies ist die häufigste Alterserkrankung der Katze. Das Heimtückische hierbei ist, das Symptome erst relativ spät deutlich werden. Nämlich zu einem Zeitpunkt, wo bereits ein Großteil des Nierengewebes zerstört ist. Typische Anzeichen sind vermehrtes Trinken und Wasser lassen, sowie eine allgemeine Abgeschlagenheit. Teilen sich mehrere Katzen einen Haushalt wird es noch schwieriger diese Zeichen wahr zu nehmen.
Die einzige Möglichkeit hier entsprechend gewappnet zu sein sind regelmäßige (1x im Jahr) Blutuntersuchungen ab einem Alter von ca 7 Jahren. Je nachdem kann es sein, daß hiernach weitere Untersuchungen notwendig sind, wie zum Beispiel Urin-Untersuchungen, Ultraschall des Bauches oder auch eine Blutdruckmessung.
Sollte hierbei eine Chronische Nierenerkrankung festgestellt werden kann die Lebensqualität und die Lebensdauer durch geeignete therapeutische Maßnahmen deutlich positiv beeinflusst werden. Diese bestehen zum Teil aus einer Ernährungsumstellung, zum Teil aus einer medikamentösen Therapie und zum Teil aus "Management"-Maßnahmen um die Wasseraufnahme zu steigern. Auch hier werden wir mit Ihnen zusammen einen Plan entwickeln um die Gesundheit der Niere solange wie möglich zu erhalten.
Gelenkserkrankungen
Arthrose betrifft ,wie bei uns Menschen, ab einem gewissen Alter fast alle unsere Haustiere. Die hierdurch verursachten Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität unserer vierbeinigen Freunde dauerhaft nachteilig. Hier gilt es im Zusammenspiel zwischen Ihnen und uns einen gangbaren Weg zu finden diese Schmerzen zu lindern und so die Freude an Bewegung zurückzugeben.
Da auch Tiere über ein sogenanntes Schmerzgedächtnis verfügen sollte die Therapie frühzeitig genug und aggressiv genug gestartet werden. Nur so ist eine effektive Linderung möglich.
Sehr sehr häufig sind eine zunehmende "Grantigkeit" oder Bewegungsunlust nicht dem "Altersstarrsinn" geschuldet, sondern können deutliche Anzeichen für ein chronisches Schmerzgeschehen sein.
Sollten Sie den Verdacht haben, hilft hier in der Regel nur eine gründliche orthopädische Untersuchung Ihres Tieres, die gegebenenfalls noch durch Röntgenbilder angefüllt werden sollte.
Herzerkrankungen
Zwar sind Herzinfarkte nahezu unbekannt bei Hund und Katze. Allerdings haben auch unsere Vierbeiner mit einer Vielzahl von verschiedenen Herzerkrankungen zu kämpfen.
Bei Hunden werden sie die Anzeichen wahrscheinlich früher feststellen als bei Katzen. Typisch ist ein schnelleres "Schlappmachen" beim Gassi oder das häufigere Ausruhen beim Bällchen spielen. Hierbei kann es helfen, wenn Sie im Ruhezustand die Atemzüge Ihres Hundes zählen. Hier sollten Sie nie mehr als 30 Atemzüge sehen.
Katzen sind hier leider etwas schwieriger in der Früherkennung und sehr häufig bekommen wir diese Patienten leider sehr spät vorgestellt. Hier gilt eigentlich immer: Bei jeder dauerhaften Erhöhung der Atemfrequenz (oder sollte Ihre Katze gar "hecheln") muss das Tier zeitnah vorgestellt werden.
In der Diagnostik sind eine größere Anzahl von Untersuchungen notwendig für eine sinnvolle Therapie. Dies beginnt meist mit dem Abhören. Sollte sich der Verdacht einer Herzerkrankung erhärten sind ein EKG und eine Blutdruckmessung sinnvolle Ergänzungen. Sehr häufig werden Sie aber auch erleben, daß ich Sie zur weiteren Abklärung zu einem Ultraschall des Herzens durch einen Kardiologen überweisen werde.
Demenz
Demenz ist ein Thema, das mit der deutlich höheren Lebenserwartung immer präsenter wird. Eine klare Abgrenzung zu "normalen" Verhaltensveränderungen im Alter ist nicht immer möglich. Deutliche Symptome äußern sich häufig in einer Desorientiertheit, einem Wechsel des Tag-Nacht-Rythmus, Stubenunreinheit oder auch einem Nicht-Erkennen von bekannten Personen.
Sollten Sie mehrere dieser Punkte bei Ihrem Tier erkannt haben, gibt es mehrere Therapieansätze. Leider lässt sich diese Krankheit nicht gänzlich zum Stillstand bringen.
Tumore
Tumore können in allen Altersklassen auftreten. Aber auch hier sehen wir eine Häufung bei unseren älteren Patienten. Tumore können gutartig oder bösartig sein. Diese Unterscheidung ist bisweilen relativ einfach durch eine Punktion festzustellen (wie zB beim "berühmten" Fettgeschwulst, dem Lipom) oder auch erst durch einen Pathologen nach einer Biopsie- oder Tumorentnahme. Wichtig ist es "Knubbel" nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern diese im Zweifel lieber abklären zu lassen.
Tumore der inneren Organe können meist nur durch weitergehende Diagnostik wie eine Röntgenbild oder Ultraschall festgestellt werden. Auch hier ist die Prognose sehr unterschiedlich abhängig von Position und Art des entsprechenden Tumors.
Zahnerkrankungen
Ganz allgemein kann man sagen: Gesundheit fängt im Mundraum an. Ständige Entzündungen sowohl des Zahnfleisches als auch der Zähne selber sind nicht nur überaus schmerzhaft für Ihr Tier. Sie fördern auch stark das Entstehen weiterer Krankheiten. Am bekanntesten sind sicher die Entzündungen der Herzklappen die häufig in Zusammenhang mit einem schlechten Gebiss stehen. Aber auch andere Organe wie Niere, Leber und Lunge können dauerhaft geschädigt werden.
Für die Zahnpflege gibt es viele gute und auch weniger gute Ratschläge. Bei gut mitarbeitenden Hunden ist das regelmäßige Zähneputzen sicherlich die beste Prophylaxe. Achten Sie hierbei bitte nur die richtige Bürste und vor allem auf die richtige Zahnpasta. Diese für Menschen schreckt Ihrem Vierbeiner in der Regel nicht nur fürchterlich, sondern Sie ist durch den hohen Fluor Anteil sogar schädlich. Für unsere Katzenpatienten fällt diese Möglichkeit der Prophylaxe leider weg. Zumindest haben wir noch keine Katze gesehen, die sich ernsthaft die Zähne putzen lassen würde. Hier hilft nur in der Vorsorge auf zuckerfreies Essen zu achten, da viele Katzenfutter Zucker als Lockstoff enthalten.
Die Neigung zu Zahnstein ist individuell sehr unterschiedlich und trotz bester Vorsorge werden viele um eine Zahnsanierung nicht herum kommen. Diese muss immer unter Narkose durchgeführt werden. Kosmetische Zahnbehandlungen, wie Sie zum Teil in Hundesalons angeboten werden, haben keinerlei medizinischen Wert für Ihr Tier, da ein Großteil der Entzündungen unter dem Zahnfleisch lauert. Sie selber gehen ja auch nicht zur Zahnreinigung zum Friseur, sondern zum Zahnarzt.
Diese Narkose ist speziell angepasst für ältere Patienten und wird mittels Inhalation durchgeführt. Durch diese sehr sichere Variante ist es möglich auch Risikopatienten auf eine sehr schonende Art und Weise von schmerzhaften und gesundheitsgefährdenden Zahnproblemen zu erlösen.
dadad