Kastrationsberatung

Kastration beim Hund - eine Entscheidung für das ganze Leben

Vielleicht haben Sie schon einmal versucht bei uns einen Kastrationstermin für Ihren Hund oder Ihre Hündin zu vereinbaren. In der Regel werden unsere Damen Ihnen dann erst einmal einen Beratungstermin anbieten. Warum also dieser Aufwand? Früher hat man doch auch einfach operiert.

Dies hat mehrere Gründe.

Kastration und das Tierschutzgesetz

Streng genommen ist eine Kastration nichts anderes als die „Amputation eines gesunden Organs“, also vergleichbar mit dem früher beliebten, aber heute streng verbotenem Kupieren von Schwänzen und Ohren. Zwar sieht der Gesetzgeber eine Ausnahmeregelung vor, um eine unkontrollierte Fortpflanzung zu verhindern, allerdings dürfte dies auf unsere hier lebenden Haushunde kaum anwendbar sein. Anders sieht dies natürlich bei einer medizinischen Indikation aus. So können auch ein hoher Stresspegel bei einem sehr triebigen Rüden oder ständig widerkehrende Scheinträchtigen eine deutliche Indikation sein.

Kastration und das Verhalten

Hierüber sind mittlerweile ganze Bücher geschrieben worden (sehr empfehlenswert das Buch „Kastration und Verhalten“ von Gansloßer und Strodtbeck). Tatsache ist, das nicht jedes ungewünschte Verhalten hormonell bedingt ist und es selbst für eigentlich hormonell verursachtes Verhalten keine Garantie auf Verbesserung nach einer Kastration gibt. In vielen Fällen können wir es sogar nur schlimmer machen. Einem unsicheren Rüden zusätzlich das Testosteron oder einer bereits "zickigen" Hündin das Östrogen zu "klauen“ kann bisweilen ins Auge gehen.

Kastration und die Gesundheit

Ging man früher davon aus, dass (frühzeitige) Kastration die Risiken gewisser Tumorarten deutlich senkt, deuten neueste Studien darauf hin, dass der Preis hierfür wohl eine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit anderer Krebsarten ist (siehe „Evaluation of the risk and age of onset of cancer and behavioral disorders in gonadectomized Vizslas“).

In anderen Fällen kann eine Kastration durchaus indiziert sein. Wir hatten bereits extrem triebige Rüden vorgestellt bekommen, die in zuverlässiger Regelmäßigkeit somatische Symptome wie Erbrechen und Durchfall bei jeglichem Kontakt mit läufigen Hündinnen entwickelt haben. Ebenso gibt es Hündinnen, die nach jeder Läufigkeit eine massive Scheinträchtigkeit entwickeln. Hier wäre es eher fahrlässig nicht über eine Kastration nachzudenken.

Kastrationschip als Alternative?

Für Rüden verfügen wir seit einiger Zeit über eine sehr gute Alternative zur chirurgischen Kastration: Ein Hormon-Implantat. Einmal implantiert, sorgt es in einem begrenzten Zeitraum für eine Unterdrückung der körpereigenen Sexualhormonproduktion. Es ist sozusagen eine „Kastration auf Probe“. In dieser Zeit können wir einen sehr guten Eindruck bekommen, wie sich der Rüde denn verhaltenstechnisch verändern würde.

Auch bei jungen triebigen Rüden haben wir hiermit sehr gute Erfahrungen gemacht. Sehr häufig reicht es die besonders wilde Zeit zu überbrücken. Mit etwas mehr Lebenserfahrung lernen diese Hunde besser mit ihren Hormonen umzugehen und wir können eine dauerhafte Kastration vermeiden.

Es bleibt eine Einzelfallentscheidung

Zusammenfassend lässt sich also sagen, das die Frage „Ja oder Nein zur Kastration“ sich nicht pauschal beantworten lässt. Es ist und bleibt eine Einzelfallentscheidung. Und diese Entscheidung will gut überlegt sein, da Ihr vierbeiniger Freund und Sie damit nun ein Leben lang klarkommen müssen.