Kommunikation als Basis für einen erfolgreichen Tierarztbesuch
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Da wir als erser deutscher Tierarzt "fear free certified" vom AAHA sind, haben wir uns dem angstfreien Tierarztbesuch verschrieben. Warum dies so wichtig ist erklären wir in den folgenden Zeilen:
Seit gefühlt ewigen Zeiten hieß es "Hopp, ab auf den Tisch", "es ist ja nur kurz" usw. Ja, das mag stimmen.
Allerdings ist diese Variante der Untersuchung eher suboptimal. Und gerade nach den immer neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft, unnötig.
Deshalb erfahren Sie von uns, in den folgenden Zeilen, ganz genau warum wir es nun ändern.
Unsere Haustiere sind unsere Familienmitglieder. Sie verdienen einen respektvollen Umgang. Sowohl von "ihren" Menschen/Familien, als auch von allen anderen Menschen mit denen sie Kontakt haben. Dazu gehören auch die, die sich um das gesundheitliche Wohlbefinden ihres Lieblings sorgen, nämlich wir als Praxisteam.
Ein kleiner Vergleich: Stellen Sie sich vor, sie müssen mit Ihrem Kind zum Arzt. Ihr Kind ist schon beim Betreten der Praxis unruhig, fängt an zu weinen. Beim letzten Mal gab es eine Spritze, die „tat soooo weh“. Das hat sich Ihr Kind gemerkt. Würden Sie ihr Kind auf die Liege des Kinderarztes eventuell sogar schreiend und weinend setzen, sich zurücknehmen und den Arzt bitten „mal eben schnell zu machen“? Ohne Rücksicht auf ihr Kind und seine Gefühle? Sehen Sie, wir auch nicht.
Genau so wenig sollte Ihr Kinderarzt auf die Idee kommen Ihren Sprössling mit Hilfe von mehreren Angestellten zu fixieren. Vermutlich würden Sie empört einschreiten. Zu Recht!
Natürlich haben Tiere als Patienten ihre besonderen Eigenheiten, manche unserer Eingriffe sind schmerzhaft und die Unterschreitung der persönlichen Individualdistanz ihm gegenüber wird häufig als eine potentiell gefährliche und angsteinflößende Situation wahrgenommen.
Gewalt ist nie, bzw. sollte nie die Lösung sein. Denn sie führt nicht selten, neben psychischen und körperlichen Beschwerden, auch zu einem verletzten Tier oder Menschen.
So kommen wir zu dem Entschluss: Die angstfreie Medizin, ist die bessere Medizin!
Nicht zu Letzt, da die Antwort des Körpers auf Stress alle Organsysteme beeinflusst. Hier unterscheidet man zwischen einer akuten und der chronischen Stresssituation und der dazugehörigen Stressantwort.
In der Tierarztpraxis haben wir es in den meisten Fällen, mit akutem Stress zu tun. Akuter Stress sorgt für einen erhöhten Herzschlag, eine schnellere Atmung und sehr häufig auch ein deutlich reduziertes Schmerzempfinden. Dies behindert merklich die Möglichkeiten der Diagnostik in der täglichen Praxis.
Ein weiteres Problem ist die Abnahme der rationalen Denkfähigkeit. Dies macht es bisweilen auch für den Besitzer gefährlich, da unsere Haustiere in Extremsituationen manchmal nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden können.
Der letzte Grund warum man akuten Stress vermeiden sollte ist der, dass sich unsere pelzigen Freunde das ganze Geschehen auch noch besser merken können. Denn Stress erhöht das Festigen von Erinnerungen. Der nächste Besuch wird also in der Regel noch „extremer“.
Die chronische Stressantwort in Zusammenhang mit Tierarztbesuchen sehen wir meist bei, entweder hospitalisierten Tieren, oder chronisch kranken Patienten, die häufig wiederholt vorgestellt werden müssen. Hier können als Folge dieses Stresses Erkrankungen schlimmer werden, oder weitere medizinische Probleme auftreten wie ein Unterdrücken des Immunsystems, Wundheilungsstörungen, Magengeschwüre oder das Entwickeln einer Verhaltensstörung